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audio aktuell: Wellershoff | Deutsches Tagebucharchiv | Schnitzler

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⇒ Ans Ende kommen. Dieter Wellershoff erzählt über Altern und Sterben, 1 CD (66 Min.), supposé 2014
⇒ Deutsches Tagebucharchiv (Hg.) | Lisbeth Exner, Herbert Kapfer: Verborgene Chronik 1914, 6 CD (462 Min.), Der Hörverlag 2014 – Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik
⇒ Arthur Schnitzler: Später Ruhm, gesprochen von Udo Samel, 3 CD (200 Min.), HörbucHHamburg 2014

 

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Dieter Wellershoff: Altern als Aufgabe
NZZ, 3. 10. 2014

audio aktuell neuczz – Dem Kind, dem Heranwachsendem, dem reifen Menschen erscheint das Alter als stetig zurückweichender Schatten, bis es ihn – ungerufen – fasst.
Der 1925 geborene Schriftsteller Dieter Wellershoff hat sich dem Wagnis ausgesetzt, seine Reflexionen zum Phänomen des Alterns in erzählender Form dem Mikrofon anzuvertrauen. Das Den-Menschen Ausreden-Lassen, ihm zuzuhören, ist die fruchtbare Methode, auf welche sich Klaus Sander mit seinem Label supposé seit Jahren bezieht.

Bereits 2010 hatte Wellershoff erzählt und zwar über seine Zeit als Soldat («Schau dir das an. Das ist der Krieg»). Wenn er heute über das Alter spricht, sieht der 88Jährige sein damaliges Überleben als Zufall, als eine zweite, geschenkte Existenz, akzidentell wie die erste. In dieser Geworfenheit habe man sich zu bewähren, quer durch die Lebensalter hindurch. Das biblische «Ein jegliches hat seine Zeit» ermuntere dazu, dem Alter stattzugeben anstelle es kosmetisch zu verbergen, ja dagegen anzurennen. Besser verwende man sein Potenzial zur bewussten Bestimmung der eigenen Position. Die Begriffe von Bewusst-Sein und Bewusst-Werden prägen wesentlich Wellersdorfs Erzählung: sie gewähren – wie die Erkenntnis – eine Ahnung von Glück.

Elementar für Wellersdorfs Blick auf die Betagtheit ist die Gewissheit, dass wir für unser Altern – so uns ein Siechtum verschont – verantwortlich sind, dass «das Alter nicht nur mit Glück, sondern auch mit viel Umsicht betrieben werden muss». Wenn Wellersdorf ungemein dicht von seinen Einsichten spricht, für die er in keiner Weise Absolutheit reklamiert, dürfen wir Jüngere ein grosses Geschenk geniessen.

⇒ Ans Ende kommen. Dieter Wellershoff erzählt über Altern und Sterben, 1 CD (66 Min.), supposé 2014
⇒⇒ Schau dir das an, das ist der Krieg. Dieter Wellershoff erzählt sein Leben als Soldat, 3 CD (215 Min.), supposé 2010 (czz, NZZ, 1. 4. 2011)

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Erster Weltkrieg, tagtäglich
NZZ, 3. 10. 2014

audio aktuell neuczz – Was Welter Kempowski mit seinem Riesenprojekt «Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch» für den Zweiten Weltkrieg schuf – nämlich eine dicht gefügte Collage von Zitaten aus meist privaten Aufzeichnungen entlang der Kriegsereignisse – wurde nun für den Ersten Weltkrieg realisiert. Aus der Sammlung des Deutschen Tagebucharchivs haben Lisbeth Exner und Herbert Kapfer die Diarien von zwanzig Zeitzeugen durchgearbeitet und zu einem chronologischen Mosaik gefügt.

Die Verfasserinnen und Verfasser dieser Zeugnisse könnten hinsichtlich ihres sozialen Status, Alters, Berufs und Weltanschauung diverser nicht sein, was dieses faszinierende Werk in den Rang des Repräsentativen hebt. Nicht wenige dieser Aufzeichnungen nehmen Meldungen der offiziellen Kriegsberichterstattung zum Anlass diaristischer Reflexion, wobei die jubelnd-zackige Propaganda die persönliche Sprache oft grell überdröhnt. So ist beispielsweise das masukulin-schmissig-preussische Adjektiv «famos» nicht nur in den Aufzeichnungen männlicher Autoren gängig, sondern in erstaunlicher Frequenz auch in den Notaten von Frauen. Dem Kriegsverlauf entsprechend wachsen einerseits Zweifel und Düsternis im Hinblick auf die Situation Deutschlands und der eigenen Lebenswelt, anderseits Wut, Hass und Abscheu gegenüber dem stereotyp als «infam» bezeichneten Feind.

Sehr konkrete Szenen überliefern die Zeugnisse aus dem Feld und von der Front, festgehalten von Soldaten, Sanitätern und Zivilpersonen: erlittene oder selbst ausgeführte Bombardements, grässliche Versehrungen, brennende Dörfer. Insgesamt liefert diese «Verborgene Chronik» eine Atem beraubende, multifokale Nahaufnahme des Ersten Weltkriegs, wie sie nicht im Geschichtsbuch steht und stehen kann.

⇒ Deutsches Tagebucharchiv (Hg.) | Lisbeth Exner, Herbert Kapfer: Verborgene Chronik 1914, 6 CD (462 Min.), Der Hörverlag 2014  ⇒⇒ Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik

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Arthur Schnitzler: Dichterwelt
NZZ, 3. 10. 2014

audio aktuell neuczz – Eine erhebliche Entdeckung wurde den Schnitzler-Spezialisten jüngst in dessen Nachlass zuteil: eine Novelle, die der damals 32-Jährige 1894 – also zwischen den Theatererfolgen mit «Anatol» und «Liebelei» – geschrieben, allerdings nie veröffentlicht hat.

Das Prosastück um die Wiederentdeckung eines ehemals beachteten Dichters durch einen enthusiastischen Kreis jugendlicher Möchtegerns gibt erheiternde, momentan auch herbe Ansichten vom unteren Rand des Literaturbetriebs. Der «späte Ruhm», den der Ex-Poet durch die Schwärmerei der «Begeisterten» zu erfahren meint, mündet letztlich in einer (gar nicht so unwillkommenen) Desillusion, die den im bequemen Beamtenstand Zufriedenen von der Pflicht des Dichtens befreit. Kurz: eine nicht nur im Hinblick auf psychologischen Themen und Typen interessante Erzählung, die – neben kleinen Anspielungen auf Dichter des «Jungen Wien» – urbane Realien und Topografien zur Zeit der 1890er einflicht.

Glücklich hat man den Text für die akustische Ausgabe dem herrlichen Sprecher Udo Samel anvertraut, dessen singende Stimme sich der Anbiederung ans Wienerische enthält, gleichwohl die Schnitzlersche Melodie nonchalant zur Wirkung bringt.

⇒ Arthur Schnitzler: Später Ruhm, gesprochen von Udo Samel, 3 CD (200 Min.), HörbucHHamburg 2014
⇒⇒ Arthur Schnitzler: Die Hörspiel-Edition, 8 CD, Der Hörverlag 2011 (czz, NZZ, 6. 1. 2012)

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